Freitag, 22. Februar 2008

D.E.A.D.R.A.M.O.N.E.S.

Okay, okay. Warte. Kann nicht sein. Irgendein Spinner schreibt bei YouTube unter ein Video "Modern Life Is War 2001-2007 RIP" als Kommentar. Vermutlich ein Fan der ersten Stunde, der sich über den Werdegang der Band enttäuscht zeigt und ihnen mit dieser Aussage den musikalischen Tod attestiert. Klar, das wird's sein. Aber sicherheitshalber durchsuche ich lieber das Internet nach aktuelle Meldungen zu "Modern Life Is War". Erstes Ergebnis: MLIW auf Myspace. Zweites Ergebnis: Review zu "Midnight in America". Die letzte Zeile lautet "Die Messlatte für das nächste Album hängt nun noch ein ganzes Stückchen höher als zuvor." Richtig, wohl wahr. Die dritte Meldung lässt diesen Satz jedoch jeglichen Wert verlieren. Ein nächstes Album soll es nicht geben, Modern Life Is War aufgelöst - Bäm!


Weder musikalische Differenzen, noch ein Streit innerhalb der Band sind die Gründe für den split. Vielmehr ist die Zeit dafür einfach gekommen und die Angst irgendwann nur noch eine Parodie früherer Tage zu sein geht um. "We also want to thank all the people in the DIY/underground hardcore and punk scenes all over the country and world who work really hard and sacrifice a lot for little to no recognition or money because they love the music and message. [...] Above all...I hope we have made some people feel less alone and motivated them to think for themselves, be themselves and take action. Punk rock changed our lives. I hope we contributed something to keep the whole thing going. We are leaving soon...but The future is unwritten...so start writing it." verkündet die Band in einem offiziellen Statement. Obwohl die Meldung mich ziemlich überraschte und etwas traurig stimmte, sind die Gründe für die Trennung eigentlich sehr nachvollziehbar und der Schritt fühlt sich einfach nicht falsch an. Modern Life Is War waren und bleiben damit ganz sicher eine der bedeutendsten Bands ihres Genres.




Wenn es Platten gibt, die tatsächlich ein Leben "verändern" können, dann ist Witness bei mir definitiv eine davon. Die andere wäre Disintegration. Und ob The Cure es noch lange machen sei auch mal so hingestellt. Witness hatte nach dem ersten Hördurchgang gar keine so beeindruckende Wirkung auf mich. Die Musik war gut, die Stimme des Sängers gefiel. Insgesamt eine ganz gute Neuentdeckung. Die Begeisterung kam erst mit dem Kauf der Platte. Immer wieder lief die Scheibe auf repeat und ich konnte sie einfach nicht tot hören.



"We were young, numb, and violent all at once. We were always smashing glass but it was never enough to make us feel OK. Are we normal boys? Is this the normal way?"


Was mich allerdings am meisten beeindruckt hat und sicher immer beeindrucken wird sind Jeffrey Eatons Texte, die so emotionsgeladen und ehrlich sind, dass man beim Lesen eine Gänsehaut bekommt. Eine Mischung aus Alltag und Poesie. Und mit Poesie meine ich hier nichts schmalztriefendes oder kitschiges und schon gar nicht beschönigendes. Es sind Worte, die den den Nagel immer auf den Kopf treffen, die Hoffnung vermitteln und besonderes für junge Menschen sehr viel Identifikationspotential haben. Die Möglichkeit sich mit Texten zu identifizieren ist etwas, das nur wenige Bands schaffen und so blöd es klingen mag, so ausgelutscht es auch sein mag vom "Sprachrohr einer Generation" zu sprechen, so bezeichnet es doch treffend was Modern Life Is War sind. Ein Sprachrohr der Aussenseiter der Gesellschaft, derer, die ihr Ding mit Hingabe und Leidenschaft durchziehen und dabei viel opfern.






Dienstag, 5. Februar 2008

Geräusch

Vor einigen Wochen habe ich im Gespräch mit R.R.R. erfahren, dass man insgeheim munkelt die Rückkehr des Shoegaze stehe in diesem Jahr bevor. Ob das gut wäre oder nicht, konnte ich für mich selber nicht entscheiden. Damit man mich nicht falsch versteht: ich liebe es mich von völlig übersteuerten, manchmal monotonen, atmosphärischen Geräuschwalzen überrollen zu lassen. Ausserdem verdanken einige meiner Lieblingsbands im Bereich Post-Rock/Metal dem Shoegaze ihre Existenz. Aber wie das mit Trends und Moden eben so ist.

Jedenfalls hat mich eine Albumrezension auf der verbotenen Seite (uuh) stutzen lassen. Den Bandnamen hatte ich zwar vorher nie gehört, aber die Zusammenfassung der Rezension ließ mich aufhorchen: "Noise-Lawine aus Angst, Taumel und Betäubung". Für Erste nicht schlecht. Hinzu kommt die volle Punktzahl in der Bewertung und eine Rezension, die zur Abwechslung Objektiv und Musikbezogen ist.


Die Songaufteilung auf "Radiance of Shadows" von "Nadja" lässt auch erahnen, dass es vermutlich nicht auf eine Single hinausläuft. 3 Geräuschorgien à 20-30 Minuten, die sich irgendwo zwischen Drone/Doom/Noise-Metal einpendeln. Man könnte im Prinzip sagen es ist Sunn o))) mit melodiöseren Teilen. Wobei melodiös hier natürlich relativ ist, gegen Sunn 0))) ist sogar der Wecker melodiös. Und ganz so sperrig sind die Kanadier von Nadja ebenfalls nicht. Eigentlich eignet sich das Album gerade deswegen ganz gut um mal in das Shoegaze/Noise - Genre reinzuschnuppern. Alternativ könnte ich auch mit "Loveless" von My Bloody Valentine eine poppigere Variante empfehlen.

Zwar könnten, in Folge der My Bloody Valentine-Reunion, die Weichen für das Shoegaze-Comeback gestellt sein, ich persönlich bin jedoch nicht sehr von dieser Voraussage überzeugt, da das Genre - so wie es war/ist - für das Mainstreampublikum schlichtweg zu sperrig, zu anspruchsvoll und zu anstrengend ist. Wäre aber ganz witzig eine volle Disko zu sehen, in der alle Besucher sich einfach nur auf die Schuhe starren.