Sonntag, 24. August 2008

Kontrollierte Härte

Immer, wenn Slipknot eine neue Scheibe auf den Markt schmeißen, ist das Geschrei groß. Sowohl was das Visuelle, was auch das Musikalische betrifft. Für die einen sind die Masken "affig", für die anderen gehören sie dazu. Dem Mainstream-Markt waren Iowa und Slipknot zu abgedreht, mit Vol. 3: (the subliminal verses) haben sie schließlich sogar einen Grammy abgeräumt. Bei jeder nur leicht melodischen Stelle wird "Stone Sour!" gerufen, unter "echten" Metallern wird die Musik als Nu-Metal verschmäht und Die-Hard-Fans hören eh nur Mate. Feed. Kill. Repeat. Die Meinung gehen mit jedem Album auch unter Fans deutlich auseinander.

Was Slipknot nicht vorgeworfen werden kann, ist Stillstand. Den "Hoffentlich wird das nächste Album wie Slipknot/Iowa"-Rufen hat der Neuner aus Des Moines, Iowa auf den bisherigen Veröffentlichungen getrotzt und es geschafft unerwartete und richtig gute Songs zu auf die Welt loszulassen. Auch auf All Hope Is Gone? Zumindest hinterlässt es bei mir nach einigen Durchgängen viele Fragezeichen. Aber mal Lied für Lied:


1. .execute.
Zu Beginn ein typisches Slipknot Intro, wie auch schon von dem Debüt bzw. Iowa bekannt. Viele Geräusche, irgendwelche Stimmen. Noch ist alles okay.

2. Gematria (The Killing Name)
Wow, ein 6-Minütiger Song gleich zu beginn. Davon gibt es im Slipknot-Universum gerade mal eine Hand voll. Prügelt sich ziemlich durch, ein paar feine Soli sind auch dabei. Geht gut nach vorne. Ich sag mal [7/10]

3. Sulfur
Tja, Sulfur schließt eigentlich gut an Gematria an, flacht zum Refrain hin aber etwas ab. Die Melodie im Refrain an sich ist auch nicht so meins, am Ende wirds nochmal wälzender, härter und besser. Insgesamt aber nur [6/10]

4. Psychosocial
Die Single also. Gefällt sehr gut. Treibende Riffs, aggressiver Gesang und im Refrain eine sehr schöne Melodie. [8/10]

5. Dead Memories
Ein eher rockigerer Song, erinnert wirklich stark an Stone Sour. Die ruhige Stelle gegen Ende des Songs ist toll, sonst eigentlich eher durchschnitt. [6/10]

6. Vendetta
Beginnt mit einem sahnigen Death/Trash-Riff und stampft alles kaputt, bis zum Refrain wieder ziemlich rockig, geht jedoch gut nach vorne. Der Refrain lässt ebenfalls nicht nach. Gegen Ende versaut's ein komischer Breakdown etwas. Sonst top! [8/10]

7. Butcher's Hook
Die größte Herausforderung des Albums! Ein Tempowechsel nach dem anderen, irgendein schräger Takt (ich bin auf dem Gebiet Laie), leicht progressiv, viel Gescratche und Chaos gegen Ende. Der Song wächst mit jedem Hördurchgang. Ein Monster! [10/10]

8. Gehenna
Nächstes Highlight! Doomig-walzend, irgendwo zwischen Tattered & Torn, Gently & The Virus Of Life. Sehr düster-verstörende Atmosphäre, etwas melodiöser Refrain, schönes Solo. Einer ihrer besten Songs! [10/10]

9. This Cold Black
Legt wieder einige Schüppen drauf. Die Doublebass glüht, Corey kotzt sich besonders im Refrain richtig aus. Gefällt ganz gut. [8/10]

10. Wherein Lies Continue
Für mich persönlich ein Ausfall. Etwas schleppender und abgehackter Rhythmus. Gitarren klingen bis zum Refrain recht uninspiriert. Der Refrain schafft es aber noch ideenloser zu klingen. Die letzten 40 Sekunden sind noch gut gelungen, aber sonst.. [4/10]

11. Snuff
Ha! Eine Ballade. Seit dem letzten Album auch bei Slipknot salonfähig. Jedoch trotzdem anders als etwa Circle. Trotzdem nett anzuhören. [7/10]

12. All Hope Is Gone
Der Titeltrack. Wieder richtig schicke Death/Trash-Riffs, schneller, brutaler Song. Gesang gefällt mir auch sehr gut. Sauguter Song, passt am Ende vielleicht nicht ganz, aber seis drum. [9/10]

Schnitt: ca. 7,5

Meiner Meinung nach ein ordentliches Album, das mich persönlich allerdings nicht so von den Socken haut wie die Vorgänger. Vielleicht auch, weil es stellenweise etwas zu glatt kingt. Wherein Lies Continue dürfte übrigens gerne dem tollen Bonus-Track 'Til We Die platz machen, welcher auch ein super Abschluss des Albums gewesen wäre.

Irgendwie scheint es so, als ob Slipknot versuchen es allen Parteien recht zu machen. Etwas, worauf sie in der Vergangenheit verzichtet haben. All Hope Is Gone wirkt teilweise etwas uninspiriert und für Slipknot zu "normal". Dabei ist es nicht mal ausschlaggebend ob die Lieder zu ruhig oder zu melodisch sind. Ruhig und melodisch gabs auf Vol. 3 auch. Dennoch ist es einfach ein verdammt gutes Album geworden. Butcher's Hook oder Gehenna zeigen wozu Slipknot in der Lage sind, leider gibt es auf All Hope Is Gone zu wenige Songs dieses Kalibers (es ist mir ein Rätsel warum 'Til We Die nicht auf dem regulären Album ist). Ich möchte auch nicht "Kommerz!" schreien, aber die Band wird seit dem Grammy-Gewinn immer mehr zur Geldmaschine. Erst werden die Masken für die Massenproduktion hergegeben, dann gibt es seit neuestem auch eine eigene Klamotten-Marke. Ich weiß nicht..

Corey Taylor hat mal gesagt, dass Slipknot sich auflösten bevor sie nur noch ein Schatten ihrer selbst wären. Auf All Hope Is Gone ist das sicherlich noch nicht der Fall. Leider befürchte ich, dass es mit dieser Entwicklung beim nächsten Album passieren könnte. Denn momentan sieht es so aus, als ob mit den Veröffentlichungen von Slipknot, Iowa & Vol. 3: (the subliminal verses) alles wichtige gesagt wurde.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

schönes review, sehr gut zu lesen, wennauch vielleicht ein wenig zu lang um es mal eben so zu lesen =)
da ich ja bekanntermaßen nie so der slipknot fan war, werde ich bestimmt mal reinhören, aber wohl kaum die gedanken von dir mangels wissen nachvollziehen können.

Laika hat gesagt…

Danke, danke! :-)

Ja, teste auf jeden Fall mal an! Bisher hat's auch ganz gute Kritiken. Aber trotzdem finde ich, dass Vol.3 in Sachen Atmosphäre deutlich mehr kann!