Samstag, 5. Januar 2008

Discomusik

Wenn man in eine gewöhnliche Disco geht, darf man die musikalische Messlatte entweder nicht zu hoch ansetzen oder die Musik gar nicht erst beachten. Alles andere endet in den meisten Fällen leider mit einer Enttäuschung. Vielleicht hilft vor der Abfahrt ein Blick in das Programm um zu wissen worauf man sich letztendlich stundenlang herumprügeln muss. Crossover, Charts, 80er, 90er, Rock oder doch vielleicht House. Im Endeffekt ist es auch egal, denn ganz gleich welches Genre denn am Abend Thema ist, die Songauswahl ist 1.) grausam und 2.) jedes mal gleich.

Jemand, die/der noch nie Musik gehört hat, könnte bei einem 80er Abend denken, dass dieses Jahrzent ein musikalisches Moloch war. Von den 90ern möchte ich gar nicht erst sprechen. Man fühlt sich wie einer der schlechten Shows eines großen Privatsenders.

So weit, so schlecht. Das nächste Phänomen betrifft die DJ/anes oder die, die sich so nennen. Ich denke jeder, der regelmäßig in einer größeren Disco ist, muss irgendwann feststellen, dass die gespielten Lieder nicht nur regelmäßig immer und immer wieder bis zum Erbrechen gespielt werden, nein, in ganz schlimmen Fällen kann man sogar die Uhrzeit voraussagen zu der ein bestimmter Song gespielt wird. Time Of My Life kurz nach Mitternacht zu spielen ist weder passend noch originell.

Als Discobesucher ist es einfach diesen nervigen Abenden aus dem Weg zu gehen. Entweder gar nicht erst hingehen, den Laden frühzeitig verlassen oder an der Theke stehen und Nörgeln, wenn man die Konfrontation bevorzugt. Wie zum Teufel aber hält es ein/e DJ/ane Abend für Abend, Woche für Woche aus. Überkommt einen nicht das Gefühl absolut nutzlos und entbehrlich zu sein?

Ich meine, es wäre möglich 3-4 CDs (oder DVDs) mit gleichen Songs abzumischen, die vielleicht in ihrer Reihenfolge variieren und aufzulegen. Die Wünsche der Besucher sind ohnehin völlig überflüssig, da die gewünschten Songs entweder nicht gespielt werden können, weil sie zu exotisch sind, oder ohnehin schon für den Abend eingeplant sind. Merkwürdigerweise wünscht sich der großteil des Publikums auch gar nichts anderes und feiert es ab zum 1000sten mal Down with the Sickness zu hören. Selbst der beste Song, das beste Album, die einfallsreichste Melodie ist irgendwann kaputtgehört. Es ist bloß eine Frage der Zeit, bis man eine kleine oder große Pause davon braucht. Das ist nicht nur in Discos der Fall, sondern auch auf dem heimischen Plattenteller.

Wladimir Kaminer schreibt in seinem Buch "Russendisko" etwas interessantes über DJ/anes. Er unterteilt DJ/anes in drei Arten (ich weiß nicht mehr wie er sie genau nennt): Solche, die den ganzen Abend auf der sicheren Seite fahren und das Publikum mit dem ganzen abgedroschenen Kram füttern, den es verlangt. Solche, die ein experimentelles Programm spielen, vielleicht auch nur ganz selten einen Song doppelt verwenden und dem Publikum nur unbekannte Songs vorwerfen. Ab und zu sicher ganz gut, auf Dauer aber auch nicht unbedingt Stimmungsfördernd. Und siehe da, wer hätte es gedacht! Die Mischung macht's! Bekannte Songs, die einen vielleicht auf die Tanzfläche treiben, Unbekanntes zum Entdecken. Diese Mischung verhindert Langeweile bei Stammgästen, vertreibt keine neuen Besucher und lockt vielleicht sogar noch neues Publikum. Vor allem ist es, meiner Meinung nach, auch das, was der Position des/der DJ/ane Sinn verleiht und am DJ/ane-sein den meisten Spaß macht.

2 Kommentare:

R. R. R. hat gesagt…

Unterschreib ich so. Das Phänomen durfte ich in der Silvester-/Neujahrsnacht beobachten. Ich fordere den Bildungsauftrag für DJs!

Anonym hat gesagt…

zweite unterschrift von mir...

meine absoluten negativbeispiele: zeche bochum, moondock... immer das gleiche einfach...

und dass ich immer einen anfall kriege, wenn man solche leute dj's nennt... das ist immer so traurig für leute wie den upset, die es echt verdient haben!
und auch wenn der mal nicht cuttet, sondern in nem club oder so auflegt, macht er die sache wirklich gut...